- 41 - liehe Folgen geblieben. - Ob sie auch immer ohne politische Folgen bleiben wird, ist freilich noch eine andere Frage. Mussolini war während der entscheidenden Ereignisse in Mailand geblieb(n. Nachdem er nun den Auftrag zur Regierungsbildung ,erhalten hatte, erschien er an der Spitze von 60 000 Fasciste": in Ro1n, und ·er legte Wert darauf, alle äußerlichen Rechtsformen peinlich zu beachten. Er betonte nachdrücklich seine Königstreue, und er forderte seine Anhäng-er auf, die Gesetze zu respektie;ren. Trotz dieser scheinbaren Legalität - tatsächlich v,erwandelte sich der Terror durchaus nicht - unterlassen die Fascisten nie, ihre Eroberung der Staatsmacht mit dem Worte „Revolution" zu bezeichnen, das in Italien einen so guten Klang hat. Wa1res wirklich eine Revolution? Nein, nein! Daß niemand Widerstand leistete, daß· keine Barrikaden gebaut, keine Schlacht geschlagen wurde 0 will wenig besagen. Das ist bei Revolutionen meistens nicht der Fall. Aber wenn Revolution in Wahrheit Erneuerung und Schaffung von sittlichen Werten heißt, wenn es eine Anstrengung des Volkes ist, ein Maximum von Freiheit und Glück zu erreichen, dann ist die fascistische Revolution nichts anderes als ein geglückter Putsch. Die diktatoriale Periode des Fascismus Sobald der Fascismus gesiegt hatte, senkten alle Parteien ihre Fahnen vor ihm. Die s,ozialistischen Gruppen, erschöpft, ge- '· schlagen und gespalten, waren zu keiner Gegenwehr fähig. Und die bürgerlichen Parteien entledigten sich um so leichter aller Skrupel -· wenn sie sich überhaupt welche machten -, als Musso.- lini sich beeilte, seine Verfassungstreue zu versichern. In allen politischen Kreisen herrschte jene ängstliche Verwirrung, die von jeder anormalen Bewegung im öffentlichen Leben hervorgerufen wird. Rom war ein Feldlager. Die sozialistischen und demokratischen Zeitungen waren besetzt und zerstört. Die Arbeitskammer, das Gewerkschaftshaus, die Parteileitungen waren von wilden Banden ,,beschlagnahmt". Trupp-s von jungen Leuten durchzogen die Stadt, um auf die Führer der Linken Jagd zu machen; wo sie einen Miß-- liebigen fanden, ermordeten sie ihn oder marterten ihn mit Prügcl und Rizinusöl. Die Tage Sullas schienen wiedergekehrt. -,, Voll Angst erwartete die Kammer, was die Sieger über sie beschließen würden; sie war bereit, sich zu· prostituieren, wenn man sie nur am Leben ließe. Die Fascisten nahmen diese Unterwerfung,- die sie unangenehmer Konsequenzen enthob, gern an. Tr.otz ihrer Verachtung der Demokratie begriffen sie w-ohl, daß man sie benutzen könne, auch wenn sie nur eine Fiktion ohne sachiiche Bedeutung bliebe. Die Parteien andrerseits dachten, soweit ihnen die
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