- 34- , land, andererseits durch· die Di~kussion über die famosen einundzwanzig Punkte in den sozialistischen Kreisen herbeigeführt wurde. I_nfolgedes.s~ntrat denn auch wenige Monate später - auf dem Parteitag in Livorno im Januar 1921 - die italienische Partei aus der dritten Internatio.nale aus, .und die Kommunisten bildeten eine eigene Partei. · 'Der Fasdsmus hatte als Ver,einigung von Kriegsfreunden naturgemäß von vornherein im Gegensatz zu den Sozialisten gestanden, die gegen den Krieg gewesen waren, aba- seine Abneigung hatte doch in _der Hauptsache dem Sozialismus als Pazifismus gegolten. Jetzt erst setzte er sich in Gegensatz za dem eigentlichen sozialen Programm des Sozialismus, und seine Agitatoren holten alle die bekannten Argumente aus dem Arsenal des Liberalismus und des Nationalismus hervor, die jedem bürgerlichen Provinzredakteur geläufig sind. Jetzt begann· er auch die Unterstützung der Ind!lstriellen und Agrarier zu erhalten, die sich die Verteidigung ihrer heiligsten Güter etwas kosten ließen. Seine erste Periode, die Periode eines romantischen Rebellismus ohne Ziele und öhne Aussichten, war zu Ende. Mussolini hatte seinen archimedischen Punkt gefunden~ Die ökonomische, politische und psychologische· Entwicklung war so weit gediehen, daß die Situation für eine Macht reif' war, die, vom Kapitalismus bezahlt, von der Regierung unterstützt, sic.h den_ entscheidenden Schichten des Kleinbürgertums als die Retterin von der „bolschew.istischen Anarchie" präsentieren konnte. Der Aufstieg des Fascismus Der erste und in gewissem Sinne entscheidende Erfolg größeren Stils, den der Fascismus in seinem vergeb!ichen Kampf gegen den Bolschewismus erzielte, war die Eroberung Bolognas im Oktober 1920. Bologna galt als eine Hochburg des Maximalismus, der es auf Grund der Gemeindewahlen beherrscht~, und seine Stellung schien um so fester, als die Stadt für italienische Verhältnißse über eine ziemlich bedeutende Industrie verfügt. In Wirklichkeu: ist es keineswegs eine Industriestadt in deutschem oder englischem Sinne, wo das Kleinbürgertum und die Intellektuellen von der Existenz des Proletariats abhängen, sondern diese Klassen leben hier ökonomisch neben dem Proletariat, ohne auf das Vorhandensein der Fabriken angewiesen zu sein; die rein proletarischen Elemente machen nicht einmal zahlenmäßig die Mehrheit aus und litten zudem furchtbar unter der Arbei~slosigkeit, die in der Emilia ganz besonders groß war. Der Sozialismus war daher für .-den größeren Teil der Bevölkerung viel mehr Sentiment als unausweich-:
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