Hanns-Erich Kaminski - Fascismus in Italien

- 102 - ·entscheiden,q.e Initiative zu erwarten, :und w_enn sie in eine immer -~chärfere···Opposition. · getrieben werderi, so' liegt das· inehr, •"am . 'Fascismus als an ihnen.· Unter ·ihren Anhängern· sind die ·ehrlichen Demokraten allei:dings überwieg,end, aber Jhr rechter Flügel, ..~er es mit der· ·herrschend~n Macht nicht verderben möchte; besitzt •seine Positionen gerade in· den- leitenden ·Sphären der Partei. ·Er -war stark g·enug, in den· Puts,chtagen die Teilnahme an der· Regierung _durchzusetzien, und auch auf dem Turiner Parteitag im Januar 1923 mußte sich · die Linke, trotz ihrer · zahlenmäßigen .U,eberleg,enheit, mit der vermittelnden Formel Sturzos · zufrieden .geben: ,,Wir nehmen an der Regierung teil, aber wir tragen keine V1erantw,0rtung." Diese überschlaue ,Taktik scheiterte jedoch an der SteUungnahme Mussolinis, der keine halben Freunde haben wollte und die volksparteilichen Minister ausschiffte. Obendrein war die Einigkeit, die in Turin mit soviel Mühe erhalten war - nur ein kleiner Teil verließ. damals die Reihen der Partei -·, nicht von langer Dauer. Bei der Abstimmung über das Wahlgesetz stimmte beinahe ein Drittel drer Popolari dafür, und es blieb nichts anderes1 • übrig, als diese Abtrünnigen auszuschließen. · . Indessen ist ·der partito popolare auch nach. dieser Spaltung nur wenig ·homogener als vorher. Er versuchte, die Wahlen - freilich vergeblich ·- unter der Formel „Weder Mitarbeit noch Opposition" zu führen, und mehrere seiner Abgeordneten erklärten öffentlich, daß sie sich nicht zur Oppo'sition rechneten. Es ist leicht vorauszusehen, daß die Partei noch gr.oße innere Schwierigkeiten zu überwinden haben wird, besonders nachdem das synthetische Talent Sturzos fehlt, der seine offizielle Laufbahn den ,fascistischen Intrigen zum Opfer bringen rnuß.te. Wahrscheinlich werden jedoch die Tatsachen stärker sein als alle Zaghaftigkeit und aller Jesuitismus. Denn der Fascismus behandelt die Popolari als Feinde, er führte den Wa'hlkampf gegen .sie mit den gleijchen Mitteln wie gegen die Sozi..alisten, und seine Squadristen .gehen gegen die volksparteilichen Organi;sationen mit Feuer und Schwert vor. Diese Gewalttaten haben denn auch den Vatikan auf den Plan gerufen, der sich nach dem Wahlerfolg der Popolari wieder mehr von den fascistenfreundlichen Klierikalen abzuwenden schei;nt, was :wiederum der Kammerfraktion das Rückgrat stärken muß. · Die Organisationen und die Presse der Partei sind freilich schon längst in offenem Kampf gegen die Diktatur, die Führer brauchen sich · ihrer nur zu ·bedienen. Die unbedingtesten, entschiedensten, unversöhnlichsten Gegner des Fascismus sind natürlich die drei sozialistischen Parteien unci die Anarchisten. Die andern können schließlich alle mit und neben der Diktatur leben. Für sie gibt es .diese Möglichkeit nicht." Ihr Programm und die Erinnerung an ihre Ermordeten und Gemarterten, ja die einfache Notwendigkeit ihrer Existenz als Parteien

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